Sehr geehrter Herr Cosandey
Ich weiss nicht, wieso generell die Behauptung besteht, Spitex besser – Heim schlechter. Aus Sicht der Qualifikation der Mitarbeiter stimmt das nicht. Aus Sicht der Bewohner ist das leider oft so.
Was billiger – teurer betrifft, ist die Spitex billiger. Bei ihrer Vorstellung, dass oft die Spitexkosten nach 90-120 Minuten teurer sind, stellt sich die Frage: für wen?
Sicher nicht für den Leistungsbezüger. Es geht aus dem Statement nicht hervor, wie die Eigenleistungen der Leistungsbezüger mitberechnet wurden. Falls nicht, verfälscht sich ihre Behauptung total. Diese Kosten der Eigenleistungen belaufen sich zwischen 150-220.- Fr. pro Tag.
Leider ist die Schweiz weltweit das einzige Land mit einer so hohen Eigenbeteiligung in Altersbereich. Als Alternative wurde letztes Jahr bei einer Tagung im GDI ein Konzept erarbeitet, das die Belastung der Eigenleistung sehr stark reduziert. Es wäre endlich Zeit, eine Pflegeversicherung einzuführen.
Was den Unterschied zu den Westschweizer Kantonen anbelangt, so ist dort die Spitex mehrheitlich auf kantonaler Ebene angegliedert – das heisst, weit weg vom Patienten; in der Ostschweiz auf Gemeindeebene und somit näher am Bedürfnis der Bevölkerung.
Der Ausbau der Spitex begründet sich mit der Entlastung der pflegenden Angehörigen.
Natürlich ist, je nachdem, wie Unternehmen Spitex geführt wird, eine Mengenausweitung im unternehmerischen Sinn einer Spitex. Dadurch lässt sich eine Berechtigung ausweisen. Wo kein Bedürfnis ist, wird ein Bedürfnis geschaffen. Dies gilt auch für ein Heim.
Es lässt sich sagen, dass in den Gegenden, in denen die Spitex stark ist, der Heimaufenthalt kürzer ist, aber nicht weniger. Leider ist dann der Pflegeaufwand im Heim grösser, was zu einer stärkeren Belastung des Heimes führt. Das Heim bräuchte dann eigentlich mehr Personal, um den erhöhten Pflegeaufwand zu bewältigen. Dieses bekommt sie aber nicht. Also sind die Qualität und die Kosten doch in Frage gestellt?
Freundliche Grüsse
Marc Bucher